Cavalli Con Cuore Competizione !
Teil 1: Die Planung und Vorbereitung
Dem eifrigen Motalia-Leser wird der Name "Cavalli con Cuore"
sicher schon in der Liste der regelmäßigen Treffs und Stammtische
aufgefallen sein. Das "Competizione" steht für eine neue Aktivität
unseres Stammtisches. Diese entsprang nicht aus einer der üblichen Bierlaunen,
nein wir vernichteten gerade den mitgebrachten Rosso di Breganze. Beim Fachsimpeln
legte ich meinen Freunden eine Einladung für ein Renntraining vor. Genug
Rotwein zum "Neinsagen" hatte noch niemand, und so wurden die Competizione
Pläne geschmiedet.
- Stefan (Pantahtreiber) kam zu dem Ergebnis, daß neben
dem 650er Cagiva Fahrwerk noch genug Motorteile in der Garage liegen müßten,
um irgendwas um 600 ccm aufzubauen. Stefan Göttl, der außer Laverdas
auch noch begeisterter Morini 3 ½ Fahrer ist, erinnerte sich an eine
Morini, die er vor einiger Zeit bei mir gekauft hatte. Eigentlich als Teileträger
gedacht, entpuppte sich das Teil als brauchbar. Sie sprang nämlich recht
schnell an. Der montierte 2 in 1 Auspuff gab dem aggressivem Äußerem
die passende akustische Unterstützung. Dann waren da noch 28er Rundschiebervergaser,
eine Kastenschwinge mit Exzenderverstellung und eine an Schönheit kaum
zu übertreffende Cockpitverkleidung. Ich selbst hatte vor 2 Wochen am
Telefon eine 500er Laverda gekauft ohne das Motorrad vorher zu sehen. Probefahrt
wäre eh nicht möglich gewesen, da die Kupplung hin und das Teil
schon länger abgemeldet war. Diese 500er wollte ich nun für das
Renntraining herrichten. Uns allen war klar: Kosten darf es kaum was, wir
haben ja fast alles irgendwo rumliegen. Aber halt nur "Fast" und
vor allem "Irgendwo".
Am
1. Wochenende im Mai waren wir wieder in Italien, um das eine oder
andere fehlende Teil zu besorgen. Auf dem Rückweg habe ich dann
die 500er Laverda abgeholt. Obwohl das Motorrad sehr bunt angemalt
war, und fast nur Laverda Teile verbaut waren, sprang sie sofort an.
Zuhause wollte ich eigentlich nur die Kupplung wechseln und die neue
Formula-Auspuffanlage montieren, aber bei genauerem Hinschauen
zeigten sich einige Mängel. Da noch 2 Monate Zeit waren,
entschloß ich mich zum Neuaufbau. Der montierte 750er Tank
harmonierte überhaupt nicht mit der Japansitzbank. Die
Sitzposition war für mich total daneben, da es sich um eine
deutsche 500 SFC handelte. Die zurückverlegten Fußrasten
zwangen mich zu einer Sitzbankzurückverlegung. Die Wahl fiel
auf eine 750er SF Höckersitzbank mit Klappe. Entsprechend weit
hinten und oben angebracht kam ich mit meinen Füßen
endlich auf die Rasten. Meine Arme sind lang genug, um noch an die
Stummel zu kommen, nur was für einen Tank sollte ich nehmen.
Recht billig, dafür aber ziemlich verbeult, kam ich an einen
1000er Tank. Der paßte auch recht schnell, war aber immer noch
10 cm zu kurz. Da ich aus optischen Gründen die Sitzbank nicht
verlängern wollte, habe ich einfach den Tank verlängert.
Mit Glasfasermaterial wurde eine Verlängerung anlaminiert, wild
verspachtelt, ebenso wie die Beulen und Dellen, und dann ganz toll
verschliffen. Damit das alles auch noch nach was aussieht, habe ich
auf Wunsch meiner Frau den Tank und die Sitzbank samt Verkleidung
und Frontschutzblech zum Lackierer gebracht. Damit war nicht nur der
Startschuß zum Geldausgeben gefallen, nein auch der Tank bekam
wieder eine ansehnliche Form. Irgendwie liegt mir die Schleiferei
nicht.
Als der Rest des Motorrades totalzerlegt herumlag, machte
ich mich an eine Bestandsaufnahme. Wohlwissend um die 2 anderen
zerlegten 350 / 500 Laverdas im Regal, suchte ich die geeignetsten
Teile zusammen. Am Rahmen wurde alles weggeflext, was nicht
unbedingt nötig ist, überall neue Lager hinein, die Gabel
überholt und montiert. Eine Kastenschwinge, die wohl von einer
750er oder 1000er Laverda sein könnte, wurde eingebaut, da mich
deren Nadellager überzeugten. (Original sind diese Gummidinger
drin) Diese Schwinge ist 5 cm länger und etwas breiter hinten.
Nachdem die Federbeinaufnahme abgeändert war verbaute ich ein
Hinterrad von einer 1200er Laverda, 2,5" breit. Dies ermöglicht
die Montage von 130er Reifen hinten. Logischerweise bekamen auch die
Räder und der Kettenblatträger neue Lager spendiert.
Frisch überholte Brembo 05 Sättel und
Stahlflexbremsleitungen rundeten das Bild ab. Das Ventilspiel wurde
richtig eingestellt, der Motor eingebaut und ein Competizione
Kabelbaum angefertigt. Jetzt sah das schon sehr gut aus. Schnell
noch zur Zulassungsstelle gerannt und angemeldet. Da die Laverda
beim Kauf noch ca. 3 Wochen TÜV hatte, und noch nicht ganz ein
Jahr abgemeldet war, erschien mir die Zulassung als notwendig. Aber,
dann könnte man doch gleich... Richtig. Hinten und vorne eine
Lampe dran, paar Schalter, Blinker, Spiegel und noch ein paar Kabel.
Jetzt hatte die 500er 2 Jahre TÜV und ich ging auf Probefahrt.
Es dauerte einige Zeit, bis ich sicher war, daß da nur 1
Zylinder beleuchtet wurde. Nachdem andere Pickups montiert waren
gings besser. Aber nur 3,61 Km weit. Diesmal hatte ein
Nockenwellenlager gefressen. Also, Motor raus, ärgern, Flasche
Wein aufmachen, Motalia und Telefon zur Hand nehmen und suchen.
Recht schnell fand ich auf diesem Wege Nockenwellen mit Nadellagern,
2 Kolben hochverdichtet und einen dazu passenden Zylinder, alles
gebraucht. Die Lager waren alle schrottreif, aber noch im Handel
erhältlich. Zwischenzeitlich bekam ich von Andy Wagner nicht
nur die benötigten Kleinteile immer sehr schnell geliefert, er
konnte mir auch mit einem Datenblatt der 500 Formula weiterhelfen.
Die neuen gebrauchten Nockenwellen entpuppten sich als Formulawellen
und in Verbindung mit den hochverdichteten Kolben, den offenen
Vergasern und der Auspuffanlage müßte da was nicht
alltägliches rauskommen. Mal sehen.
Zwischenzeitlich habe
ich auch die Lackteile von der Cagiva / Pantah zu meinem Lackierer
gebracht, da Stefan der Meinung war, mit einer Spraydosenlackierung
nicht genug Aufsehen zu erregen. Auch er hat genug Geld in Neuteile
investiert. Besonders stolz ist er auf seine 2 in 1 Anlage, die
irgendeiner bei Bimota einmal für eine Ducati angefertigt
hatte. Er ist jetzt schon länger nicht mehr gesehen worden, was
darauf schließen läßt, daß er sich in seiner
Werkstatt aufhält und kräftig schraubt. Langsam wird die
Zeit knapp.
Die Morini liegt totalzerlegt bei mir in der
Werkstatt. Stefan hat z. Zt. Nachtschicht, und kommt jeden Tag vor
seiner Arbeit ein paar Stunden zum Schrauben. In 10 Tagen soll's
losgehen und er muß nur noch sein Rahmenheck dranbraten, den
Rahmen und die restlichen Teile zum Strahlen wegbringen, irgendwann
etwas Farbe drauf pinseln, zusehen ob seine Sitzbank noch fertig
wird, die Bremsen überholen, Stahlflexleitungen anfertigen, den
ganzen Krempel wieder zusammenbauen und, ganz wichtig, die neuen
Moto Morini Aufkleber anbringen.
Noch 1 Woche bis zur Abfahrt.
Heute sind endlich die Nockenwellenlager gekommen. Nach dem Einbau
der Nockenwellen kann der Motor wieder an seinen Platz. Bis alles
fertig ist wird der Tag vorbei sein. Und damit bin ich noch gut
bedient. Stefans Renn-Duc, der Cagiva / Pantah Verschnitt, hängt
extrem hinter seinem Zeitplan hinterher. Die Getriebezahnräder
lassen sich nicht einfach miteinander mischen. Anstatt nur die 4.
Gangzahnräder zu wechseln, mußte er das ganze Getriebe
aus dem Uralt 500er Motor nehmen. Gabeldichtringe sind scheinbar
auch nicht zu bekommen, d. h. Gabel ausdrehen lassen um
Standard-Ringe einzubauen.
Der Einbau der Nockenwellen hat rund
2 Stunden gedauert. Dauernd hat irgendein Lager geklemmt. Schnell
den Motor einbauen, alles dranschrauben und kurz vor Feierabend
einen Probelauf machen. .... So ein Mist, springt nicht an.
Diagnose: kein Benzin kommt bis in die Brennräume. Die folgende
Nacht habe ich dann schlecht geschlafen, aber trotzdem mit
Nachdenken den Fehler gefunden. Am nächsten Tag kam ein Freund
mit Kompressionsmeßgerät vorbei um mir meine Theorie zu
bestätigen. Die Kurbelwelle war um 180 Grad verdreht, d. h.
immer der falsche Kolben im OT. Ich hatte peinlich genau auf die
Markierungen der Nockenwellen und des OTs geachtet. Das nächste
Mal werde ich auch noch darauf achten den richtigen Kolben im
OT zu haben. Am Samstag dann die erste Probefahrt. Vibriert sehr gut
( Ausgleichswelle ist natürlich ausgebaut), Übersetzung zu
lang gewählt und keine Leistung unterhalb von 6000 U/min. Aber
dafür um so mehr, je weiter man über 6000 geht.
Renntauglich, nur aus dem frisch reparierten Motorseitendeckel links
kommt heftig Öl raus. Schnell den guten, nicht verstürzten,
Seitendeckel montiert, und alle Lampen, Schalter, Spiegel und
ähnlich unnützes Zeug abgeschraubt, die Startnummerntafel
vorne dran und fertig.
Sonntag: Die Morini läuft, zumindest
auf einem Zylinder. Die minimal Elektrik war zu minimal. Trotzdem
hat's bis zum Abend geklappt. Wenn jetzt tatsächlich am
Dienstag Abend der Tank und die Sitzbank fertig sind, stehen die
Chancen gut, am Mittwoch abzufahren.
Dienstag: 11.00 Uhr bei
Stefan und der Renn-Duc in der Garage. Sie läuft. Wie alle
Rennmopeds erst mal auf einem Zylinder. Komisch, alle 3 gaben ihre
ersten Lebenszeichen auf 1 Zylinder von sich. Der Fehler, (Strom),
ist schnell gefunden und die Duc macht höllisch Krach mit ihrer
2 in 1 Anlage. Aber am schlimmsten ist der Ölverlust hinter dem
Zahnriemenrad. Die Diagnose ergab einen falschen Simmering. In der
Hektik hatte Stefan einen Simmering mit 2mm zu großem
Innendurchmesser eingebaut, so was kann nicht dicht sein. Zum
nächsten Problem: Es lassen sich nur 4 Gänge schalten.
Also Probefahrt aus der Garage raus, die Hofeinfahrt entlang bis ins
Hoftor. Mit schleifender Kupplung, was darauf schließen läßt,
daß der 1. Gang fehlt, ist Stefan ca. 15 Meter weit gefahren,
um mit einem Aufschrei ins Hoftor zu ballern. Die Bremse hinten war
nicht montiert, dafür aber die vordere noch nicht richtig
entlüftet. Passiert ist nix dabei. Am Abend sind die Duc und
die Laverda verladen.
Mittwoch: Tag der Abfahrt. Bis 0.30 Uhr ist Stefan im Keller und schleift
an Tank und Sitzbank. Um 4.30 Uhr muß er eigentlich wieder aufstehen
und in die Frühschicht. Als er um 16.00 Uhr wieder kommt beginnt die
Arbeit mit der Sitzbank. Sie muß neu angepaßt werden, da beim
laminieren das Innenmaß mit dem Außenmaß vertauscht wurde.
Jetzt muß sie 3 cm höher gelegt werden. Während Stefan noch
etwas Farbe draufsprüht, verlade ich die Morini. Gegen 23.00 Uhr sind
alle wieder bei mir und wir fahren planmäßig, dafür nicht
so ganz ausgeruht, ab. Ob wir ankommen, und was sich dort begab, werdet Ihr
in einer der nächsten Ausgaben lesen, wenn es wieder heißt: Die
Spinner fahren Rennerle, Teil 2.
Die drei Renner in der Boxengasse